Die 10. Auflage der Vendée Globe ist gestartet. Der Hamburger Boris Herrmann zählt mit der Malizia – Seaexplorer bei seiner zweiten Teilnahme zu den Favoriten. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
Video: So lief der Start bei der Vendée Globe mit Boris Herrmann
Begeisterte Zuschauer an Land und zu Wasser und mit wenig Wind kämpfende Skipper: Der Start der Vendée Globe 2024 in der ausführlichen Zusammenfassung:
Herrmann mit kleinen technischen Problemen
Kurz nach dem Start hatte Boris Herrmannn auf der Malizia mit kleinen technischen Problemen an der Bootssteuerung zu kämpfen. Ein Teil musste getauscht werden. “Ich hatte eine kleine Challenge”, berichtete der Hamburger, der mehrere Telefonate mit der Technik-Crew an Land führte. “Jetzt ist es wieder gut.”
Auch ein Grund, warum der 43-Jährige von “keinem so guten Start” in die Vendée Globe 2024 sprach. Dazu kam ein bisschen Pech. “Die vorausfahrenden Boote hatten denselben Wind, haben ihn nur früher erwischt. Aber das ist nicht das Ende der Welt.”
Video: Boris Herrmann wagt seine zweite Vendée Globe
Bei seiner Premiere vor vier Jahren wurde der Hamburger am Ende Fünfter. Eine bessere Platzierung verhinderte die Kollision mit einem Fisch-Trawler kurz vor dem Ziel. Nun ist Herrmann wieder in See gestochen.
Die Strecke: 45.000 Kilometer rund um den Globus
In Les Sables d’Olonne an der französischen Atlantikküste begann und endet die Hatz über 24.300 Seemeilen (45.000 Kilometer) rund um den Erdball. Die Strecke führt zunächst Richtung Süden, vorbei am Kap der Guten Hoffnung (Südafrika). Die Segler nehmen dann Kurs auf die Antarktis, die es zu umrunden gilt, vorbei am Kap Leeuwin, dem südwestlichsten Punkt des australischen Festlands. Zurück Richtung Norden steuern sie Südamerika und das Kap Hoorn an, bis sie sich schließlich wieder Frankreich nähern, wo sie Ende Januar erwartet werden.
So ist die Vendée Globe in gewisser Weise auch eine Art Klimareise: Vom herbstlichen Frankreich führt die Route runter auf die sommerliche Südhalbkugel und dann rund um die Antarktis zurück ins winterliche Europa.
Die Boote kommen kaum vom Fleck
Die Boote kommen kaum vom Fleck, stehen teilweise. Das ist nicht nur nervig für die Skipper, sondern auch anstrengend, denn die Konzentration muss unentwegt hoch bleiben, um Wind zu erwischen und an denen dran zu bleiben, denen dieses Kunststück vielleicht gelingt. Die Bedingungen werden sich laut Wetterprognose in den nächsten zwölf Stunden kaum ändern. “Dann sind die am nächsten Tag fertig”, sagt NDR Experte Tim Kröger.
Video: Das war die spektakuläre Parade vor dem Start
Was für ein Abschied für die Weltumsegler am Sonntagmorgen. Trubel, Tränen und tolle Bilder gab es bei der Parade der Skipperinnen und Skipper vor dem Start der Vendée Globe. 350.000 Zuschauende waren in Frankreich dabei.
Boris Herrmann ist gut weggekommen…
… und liegt nach 15 Minuten sogar vorn. Damit hat er sich seinen Wunsch nach einem gelungenen Start erfüllt und segelt vorneweg. Und das mit einem Boot, das sich vermeintlich bei leichtem Wind etwas schwertut. “Guter Start”, vermeldete der “Malizia-Skipper” kurz nach dem Kreuzen der Startlinie.
Vendée Globe 2024 ist gestartet!
Die Weltumseglung hat begonnen. Keiner bekommt eine vierstündige Strafzeit aufgebrummt, niemand war zu früh dran – ein sauberer Start der gesamten Flotte. Aber nun ist es in der Anfangsphase ein Nervenspiel, bei dem es darum geht, jeden Hauch Wind zu erwischen.
Skipper nun allein an Bord
Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Nun gehen die Letzten der Shorecrews von Bord und auch die Schlauchboote müssen auf Abstand gehen. Die Skipper sind allein an Bord – wie in den nächsten Wochen. Die Boote bringen sich in (die bestmögliche) Position.
Boris Herrmann über die Bedeutung des Starts
“Es ist eine hohe Konzentration gefordert. Gleichzeitig auf 40 Wettbewerber zu achten, Windstärke, Windrehung vielleicht, da Bedarf es schon einer ganz besonderen Intensität und Präsenz, um so etwas gut hinzukriegen. Da muss man wirklich wach sein. Es ist ein großer Moment für uns, auch wenn der Start in den drei Monaten des Rennens sportlich gesehen fast symbolisch ist, aber es kann eben viel schiefgehen und wenn es gut läuft, segelt man frei weg nach vorne und man muss sich nicht die ersten 24 Stunden damit auseinandersetzen, 40 Boote nach und nach zu überholen.”
Flaue Winde zum Start
“Wir werden keine foilenden Imocas sehen”, prognostiziert NDR Segel-Experte Tim Kröger vor dem Start in einer guten halben Stunde. Vorhergesagt waren war fünf bis zehn Knoten Wind, aber auch damit wird es erst einmal nichts. Nördlich von Les Sables d’Olonne soll etwas mehr Wind sein, aber vor der Küste sind es nur drei bis vier Knoten.
“Das ist echt nicht so prickelnd”, so Kröger: “Sie werden mit vollem Großsegel und Code Zero losfahren.” Man solle das Segeln bei diesen Bedingungen aber keinesfalls unterschätzen: “Es ist viel anspruchsvoller, weil man versucht jeden Hauch, jedes bisschen Druck auszunutzen und in Bootsspeed umzumünzen.”
Neue Doku über Boris Herrmann
Zum Start der Weltumseglung gibt es in der ARD Mediathek die neue Doku “Boris Herrmann – Segeln am Limit” – ein intimes Porträt des deutschen Extremseglers.
Kurz vor dem Start: Will Harris in Action, Herrmann ruht
Für Boris Herrmann ist die Zeit zwischen Ausdocken und Start die letzte Gelegenheit, noch einmal etwas zur Ruhe zu kommen. Vermutlich hat er sich gerade etwas hingelegt und tankt bei einem Power-Nap Kraft. “An Bord bin ich bis zehn Minuten vor dem Start eine Art Passagier, bis ich von meinem langjährigen Co-Skipper Will Harris das Kommando übernehme. Bis dahin ist er dafür verantwortlich, das Boot vorzubereiten und die Segel zu setzen, gemeinsam mit dem Rest vom Team Malizia. Es sind fünf Leute an Bord, die das gemeinsam bewerkstelligen”, schilderte der fünfmalige Weltumsegler im Vorfeld.
Harris entscheide auch, “welches Segel wir beim Start setzen, wo wir das Material an Bord stauen und wie wir das Boot optimieren. Und ich kann mich ganz darauf konzentrieren, mich nochmal auszuruhen, wenn wir aus diesem langen, für Les Sables d’Olonne typischen Kanal ausgelaufen sind. Ich kann einen kleinen Nap machen, etwas essen, mir das Wetter anschauen und übernehme erst kurz vor dem Start das Ruder.” Harris springt dann als Letzter im Überlebensanzug von Bord und wird vom Schlauboot aufgenommen, während Herrmann das Boot über die Startlinie segelt.
Parade der Skipper vorbei – 350.000 Zuschauende dabei
Die mehrstündige und emotionale Parade der Skipperinnen und Skipper ist vorbei – eine gigantische Prozession moderner Abenteurer vor rund 350.000 Zuschauenden! Als letzte der 40 Teilnehmer – 6 Frauen und 34 Männer – hat die erst 23-jährige Französin Violette Dorange den Hafen verlassen. Alle sind nun auf dem Weg zum Start, der um 13.02 Uhr erfolgt.
Boris Herrmann vom Team Malizia winkt von Bord.
Boris Herrmann genießt die Kulisse und die Vibes
Kein Blatt Papier passt mehr zwischen die Zuschauenden in Les Sables d’Olonne, und an den Schiffen verabschieden Familie und Teammitglieder ihre Lieben. Boris Herrmann, der mittlerweile ausgedockt hat, freut die Kulisse, die so anders ist als vor vier Jahren während der Corona-Pandemie: “Beim letzten Mal war es hier komplett leer, ein paar Journalisten waren da, aber keine Zuschauer. Jetzt ist natürlich toll, dass man noch die Stimmung und die Vibes des Supports und der mentalen Teilnahme der Leute aufnehmen kann, die am Boot warten. Ich bin sehr dankbar, dass sie hier sind und mich unterstützen.”
Isabelle Joschke setzt auf den Faktor Erfahrung
Die Deutsch-Französin will es noch einmal wissen. Vor vier Jahren hatte sie mit Defekten zu kämpfen und segelte nach einem längeren Reparaturstopp in Brasilien hinterher. Nun soll die Erfahrung helfen.
Damien Seguin im Piratenlook
Der zweimalige Paralympics-Champion Damien Seguin war wie Boris Herrmann schon vor vier Jahren dabei – als erster Teilnehmer der Vendée Globe mit einem Handicap. Der Franzose wurde mit nur einer Hand geboren. Im Piratenlook sticht der 45-Jährige in See.
Damien Seguin bei der Vendée Globe 2024.
Ebenfalls mit Piratenhut beim Auslaufen an seiner Seite: sein Landsmann Nikola Karabatic, ehemaliger Profi des THW Kiel und dreimaliger Welthandballer.
“Rock around the Globe” – Überragende Stimmung im Hafen
Eine ganz andere Szenerie als vor vier Jahren während der Corona-Pandemie erleben Segler und Zuschauende in Frankreich. Da durften keine Fans dabei sein. Nun stehen sie dicht gedrängt und jubeln, Euphorie und Emotionen pur. Es ist eine gebührende Verabschiedung für die Gladiatoren der See.
Zuschauer bei Start der Vendée Globe
Boris Herrmann hat ausgedockt
Die Reise hat für Boris Herrmann begonnen, an Land fließen Tränen. Noch ist eine Menge los an Bord, doch vor dem Start werden Malizia-Mitbegründer Pierre Casiraghi und Co. ins Schlauchboot wechseln und den Skipper endgültig verlassen.
Boris Herrmann und Co. an Bord der Malizia
Boris Herrmann und Hündin Lilly auf dem Weg zur Malizia
Und da ist Boris Herrmann bei der emotionalen Parade der Skipper, der Verabschiedung an Land. Zuletzt hat er sich rar gemacht, ist schon längst im “Tunnel”. In Begleitung von Hund Lilly geht er unter dem Jubel Tausender Segel-Fans über den Steg zur Malicia. Sehr gut gehe es ihm, sagt Herrmann beim schnellen Interview und winkt in die Menge. Der 43-Jährige wirkt entspannt, wie es wohl in ihm aussieht vor der voraussichtlich rund 80-tägigen Strapaze? Fürst Albert II von Monaco umarmt ihn zum Abschied – und natürlich Ehefrau Birte, die zum Start aus Hamburg angereist ist und ein paar Tränen verdrückt.
Boris Herrmann auf dem Weg zur Malizia
Dalin legt als Erster ab
Der Imoca-Weltranglistenerste Charlie Dalin legt als Erster im Hafen in Les Sables-d’Olonne ab und macht sich mit seiner Yacht Macif durch den Kanal auf den Weg in Richtung Startlinie. Tausende begeisterte Zuschauende stehen Spalier. Der Franzose gilt als einer der Top-Favoriten auf den Sieg. Boris Herrmann prognostiziert, dass der Franzose zumindest im Atlantik vorneweg segeln wird. Noch knapp fünf Stunden bis zum Start.
Charlie Dalin legt ab, Tausende Zuschauer jubeln ihm zu.
Fürstenbesuch am Tag vor dem Start
Hoher Besuch an Bord der Malizia – Seaexplorer in Les Sables-d’Olonne. Boris Herrmann mit Fürst Albert II von Monaco und Pierre Casiraghi (v.l.) an Bord der Yacht, mit der er am Tag darauf in die Weltumseglung startet. Der Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco hat das Team Malizia 2016 gemeinsam mit dem Hamburger gegründet.
Boris Herrmann, Fürst Albert II von Monaco und Pierre Casiraghi (v.l.)
Tim Kröger begleitet die Vendée Globe für den NDR
Ahoi und Leinen los – Der Start im NDR Livestream
Heute um 13.02 Uhr geht es in Les Sables d’Olonne los für das Rekord-Teilnehmerfeld von 40 Imocas – das Abenteuer über 45.000 Kilometer rund um den Erdball beginnt! Der NDR überträgt den gesamten Start von der Parade der Skipper bis zum sportlichen Start vor der französischen Atlantikküste von 7.30 bis circa 14.10 Uhr live und in voller Länge auf ndr.de/sport und in der ARD Mediathek. Zwischendurch gibt es im Stream unter anderem die neue ARD Doku “Segeln am Limit” mit Boris Herrmann.
“Es ist immer noch eine Reise ins Ungewisse.”
NDR Segelreporter Sven Kaulbars und Experte Tim Kröger führen durch die Sendung. Mit dem Weltmeister und Weltumsegler gibt es zudem ab dem 20. November alle 14 Tage ein Live-Update, in dem er das Renngeschehen einordnet, analysiert und vorausblickt.
Kaum Wind, aber Nebel? Herrmann relaxed vor dem Start
Boris Herrmann blickt dem Start der Vendée Globe 2024 am Sonntag (ab 7.30 Uhr live und in voller Länge auf ndr.de/sport und in der ARD Mediathek) entspannt entgegen, wenn es um die Wetterbedingungen geht. “Ich fühle generell eine positive Energie. Die Leute sind relaxed, weil wir nicht diese typischen November-Stürme in der Biskaya haben. Ich bin bereit”, sagte Malizia-Skipper, der zusammen mit Will Harris die Wetterbedingungen checkte.
Tatsächlich ewartet die Imoca-Flotte ein vergleichsweise gemütlicher Auftakt bei Windstärken von fünf bis zehn Knoten. Herrmann freut das vor allem für die Zuschauer: “Wir werden nicht in 20 oder 30 Minuten weg sein, sondern ein paar Stunden in der Bucht verbringen.”
Boris Herrmann (l.) und Will Harris vom Team Malizia checken die Wetterbedingungen.
Einzige Sorge der 40 Seglerinnen und Segler ist der für den Sonntagmorgen angesagte Nebel und Hochnebel. “Wir müssen hoffen, dass es vor dem Start wirklich aufklart, das könnte gefährlich werden”, sagte Biotherm-Skipper Paul Meilhat.
Violette Dorange erfüllt sich ihren Segel-Traum
Mit gerade einmal 23 Jahren erfüllt sich Violette Dorange ihren Traum und segelt bei der Vendée Globe nonstop alleine um die Welt. Ihre Offshore-Karriere begann die Französin mit 15 – da überquerte sie mit einem Opti den Ärmel-Kanal. Seit zwei Jahren ist sie nun in der Königsklasse des Einhand-Segelns dabei – und zählt mit der Yacht DeVenir bereits zu den Favoritinnen unter den Imoca ohne Foils.
“Im Tunnel” – Boris Herrmann blendet den Trubel aus
“Ich bin definitiv in einem mentalen Tunnel”, sagt Boris Herrmann kurz vor dem Start seiner zweiten Vendee Globe. Den großen Trubel im Hafen von Les Sables d’Olonne blendet der 43-Jährige für sich völlig aus und kapselt sich auch von seinen Kontrahenten ab. “Ich habe überhaupt keinen Kontakt zu den anderen”, so der fünfmalige Weltumsegler: “Aus der Distanz winkt man mal, aber ich habe mich mit keinem Skipper unterhalten.” Zu fokussiert ist er bei seinen letzten Vorbereitungen auf die riesengroße Herausforderung.
Da ist was los: Segel-Fans im Race Village von Les Sables d’Olonne.
Wer ist der Top-Favorit, wo steht Boris Herrmann?
Der französische Weltranglisten-Erste Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) gilt für viele als Top-Favorit auf den Sieg. Nicht aber für Boris Herrmann. “Er hat ein Boot, das im Atlantik sehr schnell sein wird, er dürfte als Erster im Südpolarmeer ankommen”, prognostiziert er. Dalins Schiff funktioniert bei flachem Wasser und stabilen Windverhältnissen perfekt, aber wird es rauer, könnte es anders aussehen. Dann schlägt die Stunde der aufs Südpolarmeer ausgelegten Schiffe. Wie die von Yoann Richomme (Paprec Arkéa) und Thomas Ruyant (Vulnerable) – und von Herrmanns Malizia – Seaexplorer.
Dalin, der vor vier Jahren als Erster die Ziellinie überquert hatte, dann aber seinem Landsmann Yannick Bestaven nach dessen Zeitgutschrift infolge der Rettungsaktion für Kevin Escoffier den Vortritt lassen musste, sieht in Herrmann einen ernst zu nehmenden Konkurrenten: “Er ist definitiv immer stärker geworden. Bei den beiden Solo-Transatlantikregatten im Frühling hat Boris jeweils den zweiten Platz gemacht. Er segelt jetzt auf sehr hohem Niveau und ist sehr konstant. Für mich gehört er ganz klar zum Kreis der Favoriten. Wir werden sehen, wem das Wetter und die Verhältnisse auf See am Ende in die Karten spielen.”
Wohl Schönwetter-Auftakt für Herrmann und Co.
Noch drei Tage bis zum Start – und der Blick der Skipper und ihrer Teams richtet sich verstärkt auf die Wetterbedingungen am Sonntag. “Momentan sieht es nach leichten bis mittleren Winden aus. Also eher ein ruhiger Rennstart, was durchaus ganz angenehm ist. Das typische Szenario wäre ein großes Tiefdruckgebiet mit einer Kaltfront und heftigen Wellen. Wir hatten das beim letzten Mal und einige Boote mussten umkehren. Diesmal sieht es freundlich aus, das ist auch für die Zuschauer schön und wir müssen uns nicht gleich in der ersten Nacht mit einem starken Sturm auseinandersetzen”, sagte Boris Herrmann, der sich “mental und technisch gut vorbereitet” sieht, am Donnerstag.
“Den Äquator als unsere erste große Zielmarke könnte man bei perfekten Wetterbedingungen in vielleicht sechs Tagen erreichen. Davon sind wir im Moment weit entfernt. Es sieht eher nach zehn, elf Tagen aus.” Damit sind die Chancen auf eine Bestzeit gefallen. Den Rekord hält seit der vorletzten Vendée Globe 2016/2017 der Franzose Armel Le Cléac’h mit 74 Tagen, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden.
Boris Herrmann optimistisch: “Zählen zu den Favoriten”
“Ich denke, wir zählen zu den Favoriten”, sagt Boris Herrmann. “Wir sind in den vergangenen vier Jahren die meisten Meilen gesegelt. Wir haben dieses neue Schiff als erstes unter allen neuen Booten da draußen bekommen und sind damit um die Welt und durch das Südpolarmeer gefahren, um es bewusst auf die Vendée Globe vorzubereiten.”
“Für mich ist die Vendée Globe mehr als ein Rennen; vielleicht ist es nicht einmal ein Rennen. Ich versuche, es als eine Reise zu sehen.”
— Boris Herrmann
Seit ihrem Stapellauf im Juli 2022 ist die neue Malizia – Seaexplorer schon über 60.000 Seemeilen (über 112.000 Kilometer) im Rennmodus gesegelt. Theoretisch hätte sie die Erde also bereits drei Mal umrunden können. Dieses Jahr setzte Herrmann bei zwei Transatlantik-Regatten mit zwei zweiten Plätzen dicke Ausrufezeichen.
In ruhiger See hat die Malizia Nachteile. Das Boot mache immer dann die beste Fahrt, wenn der Wind mit 20 bis 25 Knoten von hinten kommt, so der Hamburger. Beste Voraussetzungen: “Statistisch betrachtet segeln wir zu über 70 Prozent des Rennens mit Wind von hinten.” Die Vorteile seiner Yacht sollten sich insbesondere auf der schwierigen und notorisch ruppigen Stecke rund um den Südpol bemerkbar machen.
Infos und Hintergründe zur Vendée Globe
Was ist die Vendée Globe? Wer ist dabei und wer zählt zu den Favoriten? Daten und Fakten zur härtesten Einhand-Regatta der Welt im FAQ.
Herrmann größte Challenge – die Einsamkeit
Es ist vor allem die Einsamkeit, die Boris Herrmann fürchtet. Nicht die erbarmungslosen Stürme in völliger Abgeschiedenheit weit weg vom nächsten Hafen oder das unkomfortable Leben an Bord mit Astronautennahrung und voller Schlafmangel. Aber über 80 Tage kein physischer Kontakt zur Familie, zu Freunden, das beschäftigt den Hamburger. “Nach der letzten Vendée Globe habe ich versucht, einen Psychologen zu finden, der mir helfen sollte. Aber ich habe niemanden gefunden, der nachvollziehen konnte, was ich durchmache”, sagte er.
Er verspüre nicht den Druck wie beim ersten Mal, “dass mein weiterer Karriereweg davon abhängt”, sei aber dennoch aufgeregter: “Woran das liegt, weiß ich gar nicht so genau.” Aber: “Es ist immer noch eine Reise ins Ungewisse.”
“Das letzte Abenteuer im professionellen Sport”
Die NDR Reporter Tom Gerntke und Sven Kaulbars waren im September vor der bretonischen Atlantikküste in Lorient an Bord der Malizia – Seaexplorer – und durften mitsegeln.
Am Ende stand die Erkenntnis: “Was diese Seglerinnen und Segler leisten, von handwerklichen Fertigkeiten, über taktische Finesse bis hin zu mentaler Stärke auf hoher See, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es bleibt das letzte Abenteuer im professionellen Sport.”
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Sportclub | 10.11.2023 | 22:50 Uhr