In der Premier League gab es viel Unmut über den Videobeweis. Nun verspricht die Liga Verbesserungen – und mehr Transparenz für die Fans im Stadion mit Bildern auf den Videowänden.
“Es wird mehr Wiederholungen auf den großen Videowänden geben”, sagte Tony Scholes, Vorstandsmitglied der Premier League, bei einem Medientermin. “Das gilt für Fälle, bei denen der Video-Assistent eingegriffen hat und die Entscheidung verändert wurde. Es sollen aber auch Szenen gezeigt werden, bei denen der VAR ohne einen folgenden Eingriff geprüft hat und es dabei zu einer längeren Verzögerung gekommen ist.” Die Menschen im Stadion verdienten es, das zu sehen, sagte Scholes. Eine ähnliche Praxis ist in Deutschland bislang nicht vorgesehen.
Wie “ESPN” berichtet, gibt es aber Einschränkungen. Strittige Elfmetersituationen und Zwischenfälle, bei denen es um glatt Rote Karten geht, sollen dem Bericht zufolge nicht gezeigt werden. Bisher wurden solche Wiederholungen im Profifußball meist nicht auf den Anzeigetafeln gezeigt, um den Schiedsrichter nicht unter Druck zu setzen.
Tony Scholes, Vorstandsmitglied der Premier League
X-Account soll weitere Information liefern
Ein eigens dafür eingerichteter Kanal auf der Plattform X soll zudem mehr Informationen liefern. “Dort werden keine subjektiven Meinungen verbreitet, sondern nur die faktischen Gründe für eine Entscheidung”, sagte Scholes. Bedeutet: Es wird nicht im Livebetrieb geklärt, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Stattdessen sollen dort lediglich die Gründe für einen Eingriff und das Ergebnis der Prüfung veröffentlicht werden. Auch diese Information soll im Stadion auf den Videowänden gezeigt werden.
Einen ähnlichen Account pflegt die DFB Schiri GmbH. Dort wird die Entscheidung des Schiedsrichters, der Grund für die Prüfung des VAR und die finale Entscheidung verkündet.
Bei der EM 2024 in Deutschland hatte die UEFA weiter auf die schriftliche Kommunikation auf der Anzeigetafel gesetzt. Dort war etwas mehr zu lesen als in der Bundesliga. Die FIFA ließ in den letzten Turnieren wie der WM der Frauen oder der Klub-WM der Männer die Entscheidungen durch die Unparteiischen über das Stadionmikro ansagen.
Die Anzeigetafel nach einem VAR-Eingriff bei der EM in Dortmund
Funk kann bislang nicht live veröffentlicht werden
Die Premier League würde Scholes zufolge noch einen Schritt weiter gehen. “Wir würden gerne den Funkverkehr zusammen mit den Bildern veröffentlichen”, sagte Scholes. Das Regelgremium IFAB stellt sich dem bislang allerdings entgegen. “Wir werden uns weiter dafür einsetzen”, sagte Scholes. “So lange es das nicht gibt, tun wir alles andere, was wir können.”
Halb-automatische Abseitserkennung kommt in England
Die Premier League will zudem zur Unterstützung des Video-Assistenten so bald wie möglich die halb-automatische Abseitserkennung einführen, im Herbst soll es losgehen. Auch in Spanien wird die Abseitserkennung zur neuen Saison eingeführt, in Italien gibt es die Technik seit 2023.
In der Bundesliga ist die Einführung im Gespräch, sie bleibt aber vor allem ein Kostenfaktor. Die 2. Bundesliga bekommt zur neuen Saison erstmals die Torlinientechnik.
Halb-automatische Abseitserkennung im Einsatz
Unmut war groß – Wolverhampton forderte VAR-Abschaffung
Bei den Wolverhampton Wanderers herrschte besonders große Unzufriedenheit mit dem Video-Assistenten. Der Klub beantragte bei der Premier League die Abschaffung – vergeblich. Die Klubs stimmten Anfang Juni für eine Beibehaltung.
Für die Maßnahme hätte eine Zweidrittelmehrheit von 14 der 20 Klubs stimmen müssen. “Der Preis, den wir für eine kleine Verbesserung der Genauigkeit zahlen, steht im Widerspruch zum Geist unseres Spiels. Und deshalb sollten wir den Video-Assistenten ab der Saison 2024/25 abschaffen”, hatte Wolverhampton argumentiert.
Fans in Wolverhampton protestieren gegen den Videobeweis.
Eine Abschaffung des VAR ist währenddessen woanders im Gespräch. In Norwegen soll nach Fanprotesten auf Verbandsebene über den Umgang mit der Technik abgestimmt werden.