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Gegen die Niederlande bestätigt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre gute Form. Für den Sieg sei sie nur ein bisschen “zu gierig” gewesen, wie Julian Nagelsmann erklärt.
Mit dem Remis in Amsterdam ist ein erster kleiner Kreis geschlossen worden. Beim letzten Auswärtsspiel der DFB-Elf im März, beim 2:0 in Lyon gegen Frankreich, begann der Aufschwung aus einem Tief, das eines von vielen Tiefs in den vergangenen Jahren gewesen war.
Es folgten acht Spiele in deutschen Stadien, fünf davon bei der Europameisterschaft, und selbst das Aus im Viertelfinale gegen Spanien wurde nur als kleiner Rückschlag gewertet auf dem Weg zum hohen Plateau, das die deutsche Nationalmannschaft inzwischen wieder erklommen hat.
Schnellstes Gegentor seit 50 Jahren
Auch das Unentschieden gegen die “Elftal” darf als Bestätigung gewertet werden, denn das 2:2 am Dienstag (10.09.2024) wurde gegen eine starke Mannschaft der Niederlande erreicht, und das auswärts und nach einem historisch schlechten Start, dem schnellsten Gegentor seit 50 Jahren.
“Da hat man gemerkt, dass wir ein gutes Selbstverständnis haben”, sagte Kapitän Joshua Kimmich, der in den Zeiten vor Frankreich häufig erlebt hatte, wie ein Tor des Gegners der eigenen Mannschaft den Glauben raubt, die Sicherheit und Ordnung nimmt.
“Wir sind auf einem sehr guten Weg, was die Gesamtheit angeht”, sagte Julian Nagelsmann in Amsterdam. Was ihm fehle, sei “die Konstanz in den Ergebnissen”, und Ergebnis ist für ihn ein Synonym für Sieg. Vor allem die Gier, eine oft hochgelobte Tugend, verhinderte den zweiten Sieg in der Nations League nach dem 5:0 gegen Ungarn drei Tage zuvor in Düsseldorf.
Entscheidende Fehler vor Gegentoren
Vor dem 2:2, das die Niederländer kurz nach der Pause erzielten, wollte Jamal Musiala sich mit einem Dribbling aus einer Situation zentral vor dem Strafraum lösen, obwohl ein klassischer Befreiungsschlag angebracht gewesen wäre. Anschließend wollte Nico Schlotterbeck den Ball im Strafraum zurück gewinnen, statt den Gegner bloß zu stellen. Normalerweise sei das ein Punkt, den er “an ‚Schlotti‘ liebe”, sagte Nagelsmann. Aber es gebe auch “Momente des Stellens”, die gerade im eigenen Strafraum den Momenten der Gier vorzuziehen seien.
Auch beim ersten Treffer der Niederländer war eine vom Bundestrainer verordnete Gier die Ursache dafür, dass zentral vor dem Strafraum ein schwimmbadgroßer Raum entstand, den Ryan Gravenberch für einen perfekten Pass und Tijjani Reijnders für einen perfekten Abschluss nutzten. Die Gegenspieler möglichst weit vorne und in geringer Entfernung zu stellen, ist Nagelsmanns Plan.
Aber der ist extrem gefährlich, wie sich schon in der zweiten Minute zeigte. Schlotterbeck stand bei einem weiten Schlag von Torwart Bart Verbruggen weit weg von Gegnern und Kollegen, der häufiger mit Brian Brobbey überforderte zweite Innenverteidiger, Jonathan Tah, und Robert Andrich als defensiver Mittelfeldspieler standen zu weit weg von ihren Gegnern.
So ergab sich die Chance, die sich nicht ergeben hätte, wenn die zentralen deutschen Spieler vor Verbruggens Schlag ihre Grundpositionen eingenommen hätten. “Wir müssen gucken, wann wir wegkommen von der Mann-gegen-Mann-Verteidigung”, sagte Nagelsmann, dieser “Switch” sei ein Element, das noch intensiver trainiert werden müsse.
Nagelsmann: viel Weltklasse im Team
In der “Gesamtheit” aber zeigte die deutsche Mannschaft erneut eine gute Leistung. Sie kontrollierte das Spiel, zeigte sich variabel in der Offensive, verlagerte immer wieder das Spiel mit präzisen Diagonalpässen, von denen einer das 2:1 durch Kimmich kurz vor der Pause einleitete.
Vom Gegner mit Lob überschüttet, wurde Nagelsmann in Amsterdam gefragt, ob er seine Mannschaft auch schon als “weltklasse” einstufe. “Wir haben schon viel Weltklasse auf dem Feld”, sagte der Bundestrainer, ohne Namen zu nennen.
Nations-League-Finalturnier als Ziel
Es scheint, als habe er den Kern seiner Mannschaft schon beisammen, mit der er 2026 Weltmeister werden will. Die Qualifikation für das Turnier sieht er als Pflichtaufgabe an, was ihm angesichts der zu erwartenden Konkurrenz in den noch zu losenden Gruppen niemand verübeln kann.
Die harten Prüfungen auf dem Weg zum Turnier in den USA, Kanada und Mexiko dürften dünn gesät sein. Umso wichtiger scheint zu sein, die Nations League ernst zu nehmen und das Final Four zu erreichen, bei dem zwei Spiele gegen Gegner der höchsten Kategorie garantiert sind.
Das zeigte sich auch daran, wie sich der Bundestrainer und auch Sportdirektor Rudi Völler nach dem Abpfiff bei Schiedsrichter Davide Massa beschwerten, weil der während eines verheißungsvollen deutschen Angriffs das Spiel beendete. Auf dem Weg zur WM 2026 spielt die oft verlachte Nations League für den DFB eine wichtige Rolle.