Beachvolleyball-Olympiasiegerin: Kira Walkenhorst – aus dem Sand ins Handballtor

Beachvolleyball-Olympiasiegerin: Kira Walkenhorst – aus dem Sand ins Handballtor

Stand: 21.11.2024 08:20 Uhr

Ihre glanzvolle Karriere als Beachvolleyballerin hatte Kira Walkenhorst schon beendet. Jetzt stürzt sie sich in ein ganz neues sportliches Abenteuer: Die Olympiasiegerin versucht sich im Handballtor.

Im Jahr 2016 feierte Kira Walkenhorst ihren größten Triumph: Gold bei den Olympischen Spielen im Beachvolleyball. Doch im Sommer war Schluss: Die 34jährige verabschiedete sich von den Sandplätzen, die ihr so große Erfolge brachten.

Mit dem Sport aufzuhören kam für sie aber nicht in Frage, vielmehr suchte sie eine neue Herausforderung, um sich fit zu halten. “Ich finde generell alle Ballsportarten gut, und ich hatte Bock, was Neues zu lernen”, erklärt sie.

Kira Walkenhorst (4) und ihr neues Team

Ihre Freundinnen baggerten erfolgreich

Nach dem Motto: “Bälle abwehren? Kein Problem. Angst vorm Ball? Auf keinen Fall. Groß gewachsen? Passt!” steht Kira Walkenhorst nun künftig im Handballtor.

Sie heuerte in ihrer Wahlheimat im Münsterland beim TV Borken an, 3. Damen, Regionsoberliga, zweitunterste Spielklasse. Oder besser: Ihre Freundinnen, allesamt Handballerinnen, baggerten rund um Kita und Kegeln so lange, bis Kira mal mitkam zum Training. Weiter Volleyball spielen? Das sei keine Option gewesen, da sie sich dann immer selbst an ihren früheren Leistungen messen würde und genau das sei ganz schwierig.

Die Pritsch-Vergangenheit

Auch das ist neu für die ehemalige Spitzensportlerin: Einmal in der Woche ist Training in der Halle. Kira Walkenhorst unter Dauerbeschuss. Sie ist erst seit ein paar Wochen dabei, hält aber schon erstaunlich viele Bälle.

Doch ab und zu kommt es einfach durch, wenn sie die Hände über dem Kopf hält: “Ja, dann pritsche ich den Ball doch noch irgendwie anstatt ihn klassisch zu halten”, lacht sie. Torwarttrainerin Julia Heimann weiß, was sie an Kira hat: Athletik, Ehrgeiz, na klar. “Ab und zu macht sie noch zu große Schritte”. Ein bisschen Kritik gehört dazu.

Sie selbst hält das richtige Timing für die größte Schwierigkeit: “Beim Beachvolleyball kam der Angriff immer dann, wenn der Gegner im Sprung am höchsten Punkt in der Luft war”. Jetzt, sagt sie, werfen sie teilweise im allerletzten Moment kurz vor dem Boden, “da bin ich schon längst woanders”. Es zeigt ein bisschen: sie ist Perfektionistin, analysiert alles. Selbst in der Hobby-Truppe.      

Ist das nicht…?

Und wenn es um Punkte geht, in den Spielen, macht sie mit ihren 1,84 Metern durchaus eine Respekt einflößende Figur. Dazu kommt: ab und zu fragen die Gegnerinnen nach dem Spiel, ob sie nicht diese Beachvolleyballerin sei und hätten gern ein Selfie. “Die denken dann das ganze Spiel über: Woher kenne ich die…?, und dann fehlt die nötige Konzentration”, erklären die Spielerinnen. “Genau unser Plan!“” – Alle lachen, die Stimmung passt!    

Neue Heimat im Münsterland

Die gebürtige Essenerin lebt seit vier Jahren mit ihrer Frau Maria und ihren Drillingen im Münsterland. Beruflich hält sie heute Firmenvorträge. Über Motivation, Druck, Psyche, Rückschläge. Wie in ihrer Karriere, die geprägt war von gesundheitlichen Problemen. Elf Operationen, Pfeiffersches Drüsenfieber, immer wieder drohte das Aus, immer wieder Schmerzen.

Eine Karriere, in der sie aber auch alles gewonnen hat: Deutsche Meisterin, Europa- und Weltmeisterin. Und natürlich Olympiasiegerin, 2016 in Rio, zusammen mit Laura Ludwig. Gegen Brasilien und gegen einen ganzen brasilianischen Hexenkessel. In Rio waren sie die absoluten Glamour Girls, der Hype riesig. Im Spätsommer 2024 beendet Kira Walkenhorst nach den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand ihre Laufbahn, im Mekka des deutschen Beachvolleyballs.

Handball-Deutschland freut sich

Übrigens: So ganz unbemerkt bleibt Kiras neues Hobby nicht. Der deutsche Frauenhandball horcht auf. Als Nationaltorhüterin Sarah Wachter aus Dortmund die ersten Videosequenzen von Kira im Tor sieht, ist sie durchaus beeindruckt. “Hauptsache, der Bundestrainer sieht das nicht, sonst hab ich ein Problem”, scherzt sie.

Und ergänzt ganz ernsthaft, dass sie den Hut ziehe. Vor einer, die niemandem mehr etwas beweisen muss, und trotzdem wieder bei null anfängt. So heißen Kira Walkenhorsts Gegner jetzt nicht mehr Team Brasilien oder USA, sondern eben SV Friedrichsfeld und Blau Weiß Dingden.

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